Angefangen mit dem Orientalischen Tanz, auch Bauchtanz genannt, habe ich im letzten Jahrtausend im Jahre 1998, mit elf Jahren. Ich wollte es halt mal ausprobieren und habe gleich meine Mama "mitreingezogen" - in die bunte Vielfalt des Lebens. Anfangs wurden schwere Bedenken geäußert mich in den Kurs zu lassen wegen meines jugendlichen Alters. Schließlich schaffte ich es doch reinzukommen. Jedoch habe ich mich durch den Kurs gequält und gleich danach aufgehört, weil ich einfach kein Körpergefühl hatte und alles total steif war. Meine Mama machte trotzdem weiterhin Bauchtanz. Nach dem Kurs gab es ein Fest mit Musik, Tanz und Essen. Meine Mutter zwang mich, ich weigerte mich, aber schließlich schaffte es meine Mutter und nahm mich mit. Als ich so inmitten der Bauchtanzfrauen stand und die Musik anfing, kam ein Impuls und plötzlich tanzte ich, schnappte mir einen Schleier und tanzte und tanzte und tanzte, die ganze Nacht. Alle schauten mich ent bis begeistert an. Es war einfach genau der richtige Moment gewesen, in dem sich meine Blockaden lösen konnten, und frei sein konnte zum Tanzen. Sogleich meldete ich mich für den nächsten Kurs an. In den darauffolgenden drei Jahren hatte ich regelmäßig in der VHS Leonberg bei Saliha Unterricht - bei ihr hatte ich auch angefangen. Von ihr lernte ich hauptsächlich das Gefühl für den Tanz. Sie legte anfangs keinen hohen Wert auf die perfekte Ausführung der Bewegung, sondern gab uns viel Zeit den eigenen Körper (in der Bewegung) selbst zu erspüren. Sie ist eine tolle Tänzerin mit graziösen und verspielten Bewegungen, mit Charme und dem Gespür für das Publikum. Saliha hat inzwischen zu ihrer tanzpädagogischen Ausbildung eine dreijährige Zusatzausbildung als Leiterin für therapeutischen Tanz gemacht. Die persönliche Entwicklung einer Tänzerin ist ihr genauso wichtig wie die tänzerischer Entwicklung. Während dieser Zeit war ich zweimal auf dem Orientfestival in Augsburg und habe dort einige Workshops belegt u.a. bei Sharazad. Des weiteren tanzte ich Square Dance und Jazz Dance. So kam es, dass meine Mutter, zwei Freundinnen und ich nach den ersten zwei Jahren die Gruppe "Mary Lou & the Camel" gründeten.
Dann kam meine zweite Bauchtanzlehrerin, weil meine anfängliche keine Kurse mehr gab. Zwei Jahre lang lernte ich bei Malenka. Sie ist eine jüngere Tänzerin mit sehr viel Elan. Ihr ging es vorallem um die Technik, sowie der Präsenz auf der Bühne. Sie ist für mich eine Bauchtanzmuse und ich könnte dahinschmelzen oder total abdrehen, wenn sie tanzt! Und ihre Choreographien sind sagenhaft! Jedoch hörte ich bei ihr auf, als ich wesentlich besser war als der Rest der Gruppe. Und da es keine weiteren Lehrer im Umkreis gab, bei denen ich mir vorstellen konnte zu lernen, tanzte ich eben weiterhin daheim und auf der Bühne. Um dennoch mich von anderen Tänzer/innen inspirieren zu lassen, belegte ich weiterhin bei verschiedenen namenhaften Dozenten und Dozentinnen Workshops im Orientalischen Tanz.
2006 hatte ich nun endlich eine dritte Lehrerin gefunden, die mir das geben kann, wonach ich seit Jahren gesucht hatte: Artemis. Ihr geht es hauptsächlich um Perfektion und Ausdruck. Sie kennt 1001 Bewegungen, sodass ich bei Ihr immer neue Bewegungen sehen kann. Sie ist meine weitere Tanzmuse. Und seitdem sprudeln mir ständig neue Ideen für Tänze. Ich war auch in Ihrer Tanzgruppe „Oriental Amazones“, in der noch Aziza und Moica sind. Leider kann ich durch mein Psychologie-Studium nicht mehr an Ihrem Unterricht teilnehmen. Dennoch bin ich ständig dabei mich weiter fortzubilden in den verschiedensten Bereichen des Orientalischen Tanzes. Artemis war diejenige, die mir letztlich den Mut machte, die Ausbildung in Frankfurt bei Ànatha zu beginnen. Ich habe nun die zweijährige Ausbildung zur Orientalischen Tanzlehrerin bei Ànatha erfolgreich abgeschlossen (Bild der Ausbildungsgruppe, Zertifikat der Ausbildung). Zwischenzeitlich bin ich Diplompsychologin und glückliche Mutter zweier Kinder.
Warum tanze ich eigentlich so gerne Bauchtanz? Ja, warum eigentlich. Ja, das ist so eine Frage, die ich mir so noch nicht gestellt habe. (Jetzt mach dich gefasst auf einen Roman - des ist ja schon einer, hmm, naja, ich versuch mich mal kurz zu fassen!) Bauchtanz bedeutet für mich, wie jeder andere Tanz auch, Vereinigung von Kopf und Körper, Befreiung des Körpers und Heilung der Seele. Bauchtanz ist ein Tanz für alle Menschen. Wenn soviele verschiedene Menschen tanzen, verbindet der Bauchtanz so sehr, dass man sich den anderen tanzenden Menschen vertraut fühlt. Dies wirkt ebenso im Alltag nach. Man findet einfacher und schneller Vertrauen zu Menschen, egal wie unterschiedlich sie sein mögen. Und zwei Stunden tanzen inmitten von Arabern und Trommeln vergehen wie zwei Sekunden. Durch den Bauchtanz habe ich gelernt auf meine Bauch zu hören - nicht nur wenn es ums tanzen geht! Aber auch meine Gefühle zuzulassen und ausleben. Bauchtanz ist Improvisationskunst, was aber leider vielen durch das angestrengte Anlernen von Choreografien völlig abhanden kommt. Man geht auf die Menschen um sich herum ein oder auf sich selbst und man denkt überhaupt nicht nach was man gerade tanzt, sondern dass man tanzt - und bitte schön aus der Reihe!